Großbrand im Herzen von Achim
Um 04:18 Uhr des 30.05.2023 wurden Kräfte der Ortsfeuerwehr Achim mit einem im Grunde üblichen Alarmstichwort alarmiert. Es sollten am Gebäude der Paulsbergapotheke mitten in der Achimer Innenstadt Müllbehälter brennen. Es war also Eile geboten, da sich in dem Gebäude auch drei Wohnungen befinden, deren Bewohner üblicherweise um diese Zeit noch schlafen. Dennoch war die Erwartungshaltung: Hinfahren, Feuer ausmachen, wieder nach Hause fahren.
Dramatisch wurde es nur wenige Minuten später, als das Alarmstichwort erhöht wurde. Es gab durch die bereits eingetroffene Polizei die Mitteilung, dass das Feuer bereits auf das Wohn- und Geschäftshaus übergegriffen habe. Somit wurden die gesamte OrtsFW Achim und die OrtsFW Embsen hinzu alarmiert. Auch der Einsatzleitwagen 2 der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Verden war nunmehr auf dem Weg nach Achim. Eine große Rauchsäule stand zu diesem Zeitpunkt schon über der Stadt.
Beim Eintreffen des ersten Fahrzeuges, des Hilfeleistungslöschfahrzeuges, standen vier große Müllbehälter an dem Gebäude in Flammen. Das Feuer hatte direkt über den Behältern auf den Dachstuhl übergegriffen. Sofort wurde hier ein Verteiler gesetzt und unter Atemschutz ein erstes C-Rohr vorgenommen. Da sofort hoher Bedarf an Löschwasser bestand, wurde ebenfalls unverzüglich eine Löschwasserversorgung zu einem nahen Hydranten aufgebaut. Glücklicherweise konnten die Kräfte der Polizei die drei Wohnungen über der Apotheke noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr evakuieren, so dass unmittelbar keine Menschenleben gefährdet waren.
Während die ebenfalls schnell folgende Drehleiter zur Brandbekämpfung in Stellung an dem Dachstuhl gebracht wurde, konnte sich ein Trupp durch ein bereits geborstenes Fenster Zugang zu den Räumlichkeiten der Apotheke verschaffen, welche bis dahin von dem Feuer offensichtlich nicht betroffen war. Weitere Atemschutztrupps gingen in die Wohnungen oberhalb der Apotheke vor. Hier war in einem weit abgelegenen Teil der Brandausbruchsstelle eine enorme Hitzeentwicklung und durch Rauch eine Nullsicht in mehreren Räumen vorhanden, was die Arbeit der Kräfte erheblich erschwerte.
Ungefähr hier ließ eine weitere Brandstelle in der Innenstadt die Einsatzkräfte aufschrecken: Im Bereich der Parkpalette am Kulturzentrum "Alter Schützenhof" sollten ebenfalls Abfallbehälter brennen. Die Rauchsäule hierzu war von der jetzigen Einsatzstelle erschreckend gut erkennbar. Hierhin wurde in Absprache mit der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle die Ortsfeuerwehr Baden alarmiert.
Im Verlaufe der Maßnahmen an der Paulsbergapotheke musste festgestellt werden, dass das Feuer sich bereits unterhalb des Daches durch Hohlräume und Zwischendecken des Gebäudes ausbreiten konnte. Aus dem gesamten Bereich des Dachfirstes quoll nun unter Druck dichter Rauch und Flammen schlugen durch das Dach. Sollte zunächst noch die Hoffnung bestanden haben, das Gebäude in Gänze retten zu können, wurde hier klar, dass das nicht mehr möglich war.
Eine bereits zur Unterstützung angeforderte Drehleiter der OrtsFW Oyten wurde im Bereich des Zuganges der Marktpassage in Stellung gebracht und startete hier mit der Brandbekämpfung. Da ein hoher Bedarf an Atemschutzgeräteträgern offensichtlich wurde, wurden alle Ortsfeuerwehren der Stadt Achim mit ihren Atemschutzgeräteträgern alarmiert. Es galt sozusagen vor die Einsatzlage zu kommen, um auf Veränderungen der Situation sofort reagieren zu können.
Die Brandstelle wurde in mehrere Einsatzabschnitte aufgeteilt und die Kräfte dementsprechend eingesetzt. Das große Mehrfamilienwohnhaus oberhalb der Marktpassage stellte für die Einsatzleitung unter dem Ortsbrandmeister Thomas Köster eine neue Herausforderung dar: Hier standen Fenster auf Kipp und die Bewohner des Hauses mussten ebenfalls evakuiert werden, da eine schnelle Durchzündung des Dachstuhles möglich war und eine Gefährdung des großen Mehrfamilienhauses somit nicht ausgeschlossen werden konnte. An eine Brandbekämpfung von Innen war hier nicht mehr zu denken, da sich bereits große Risse in der Mauer- bzw Dachkonstruktion auftaten und in ersten Innenbereichen der Fußboden unter den Einsatzkräften nachgegeben hatte.
Von beiden Drehleitern aus und über tragbare Leitern wurde nun von Außen das Dach geöffnet und eine gezielte Brandbekämpfung durchgeführt. Hierbei konnte die Drohne der Kreisfeuerwehr mit einer installierten Wärmebildkamera wertvolle Hilfe leisten und mit gestochen scharfen Bildern Schwerpunkte für Brandbekämpfung feststellen.
Eine gefährliche, explosionsartige Durchzündung des gesamten Dachstuhles konnte so verhindert werden.
Nichts desto trotz war ein Teilabriss des Gebäudes zur Erreichung einzelner zäher Brandnester unumgänglich geworden. Hier konnte ein Bagger eines ortsansässigen Unternehmens schnell wertvolle Hilfe leisten. Durch den Teilabbruch konnte das Feuer vollständig gelöscht werden.
Im Anschluss wurde der Bereich durch Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Achim mit einem durchgängigen Bauzaun abgesperrt.
Was wurde erreicht? Zunächst konnten alle Bewohner das Gebäude unbeschadet verlassen. Zudem konnte eine Katze von den Einsatzkräften aus einer verrauchten Wohnung gerettet werden. Durch den Einsatz konnte ein Übergreifen des Feuers auf das große Mehrfamilienhaus oberhalb der Marktpassage und auf die Geschäftsräume im Bereich der Sparkasse verhindert werden. Ein Computerserver mit wichtigen Daten konnte ebenfalls noch aus der Apotheke gesichert werden.
Des Weiteren konnten durch Feuerwehrkräfte unter besonderer Vorsicht noch wenige persönliche Gegenstände aus den betroffenen Wohnungen geholt und übergeben werden.
Wir, die Ortsfeuerwehr Achim, danken hier allen eingesetzten und unterstützenden Einheiten! Es konnten unter besonderem Einsatz unseres Bürgermeisters, hunderte Brötchen organisiert werden. Kräfte der Ortsfeuerwehr Baden bereiteten im Verlauf des Einsatzes eine kleine warme Mahlzeit vor und konnten zusätzlich Getränke, Obst und Schokoladenriegel organisieren. Kräfte des Rettungsdienstes standen bereit, um Einsatzkräfte, insbesondere die Atemschutzgeräteträger medizinisch zu checken und zu betreuen. Durch Mitarbeiter der Verwaltung wurde der große Ratssaal für die Betreuung der evakuierten Menschen bereit gestellt. Eine Polizeibeamtin, die sich über das normale Maß hinaus einsetzte, um Bewohner zu evakuieren, zog sich eine leichte Rauchgasvergiftung zu, bedurfte aber glücklicherweise keiner stationären medizinischen Behandlung.
Ende des Einsatzes vor Ort: Etwa 17:00 Uhr
Fotos unter anderem von der Kreisfeuerwehr Verden